Aktuelles

Obdach – Ein Projekt von Marko Lipuš

Demokratie ist die Herrschaft der Vielen, aber nicht allen ist die Teilhabe am gesellschaftlichen Leben vergönnt: Etwa 20.000 Menschen in Österreich sind wohnungslos, oder ohne Zugang zu basalster Versorgung. In der öffentlichen Wahrnehmung sind sie auch nicht existent, ihre Situation wird ausgeblendet. Nicht selten sind sie Diskriminierung und der Beschämung ausgesetzt, sie seien selbst schuld an ihrer Situation. Statt der Bedrohung durch Armut werden die Betroffenen selbst zum Problem erklärt. Obdachlose werden zum Objekt kollektiver Abwertung, sie werden als Gegenbild zum Ideal unserer Leistungsgesellschaft gesehen.

Der Fotokünstler Marko Lipuš reagiert mit seiner Videoinstallation OBDACH auf diesen Missstand. Sein Anliegen ist es, das Augenmerk auf die mit der Obdachlosigkeit und ihrer öffentlichen (Nicht-)Wahrnehmung verbundene soziale Ungleichheit zu lenken und Solidarisierung hervorzurufen. Durch langsame Ein- und Ausblendungen von Motiven obdachloser Personen und ihrer Lebensumstände, die er in verschiedenen europäischen Großstädten aufgenommen hat, macht er die ungleichen Verhältnisse sichtbar und blendet sie gewissermaßen aus dem Unbewussten, Verdrängten wieder ein. Personen sind auf seinen Bildern nicht erkennbar, man sieht keine Gesichter, was einerseits ihrem Schutz dient und gleichzeitig darauf verweist, dass sie nicht wahrgenommen werden.

Die Videoinstallationen werden Stadt für Stadt gleichzeitig in mehreren Schaufenstern im öffentlichen Raum gezeigt. Die Kunst soll hier als vermittelnde Instanz helfen. Die zum Teil lebensgroßen Bilder wirken real und holen das Ignorierte zurück ins Bewusstsein, Kunst und Kunstrezeption verlassen ihre museale Komfortzone. Wer sich anschließend angestoßen fühlt, etwas zu tun, erhält vor Ort Hinweise zu Institutionen und Möglichkeiten, sich für das Thema zu engagieren. Zur Verfügung gestellt werden diese Informationen gemeinsam mit den sozialen Partnern des Projekts, der Caritas und Diakonie.

Mit dem Projekt OBDACH reagiert Marko Lipuš auf einen Call der Kärntner Kulturstiftung, die das Projekt zur Förderung angenommen hat. Die Ausstellungen finden von November 2023 bis Frühjahr 2024 nacheinander in den vier Kärntner Städten Klagenfurt, Wolfsberg, Villach und Spittal an der Drau sowie in Wien statt. Wer Interesse hat, benötigt keine Eintrittskarte, die Werke sind von der Straße aus sichtbar. Termine und Standorte der Installationen sind der Webseite der KKS www.kulturstiftung.at sowie des Künstlers www.markolipus.com zu entnehmen.

 

Klagenfurt: 3.11. – 19.11.2023
Ursulinengasse 4 + Rund um den Burghof (Bahnhofstraße, Burggasse, Domgasse,
Paradeisergasse) + in der Burgkapelle des MMKK

Wolfsberg: 23.11. bis 10.12.2023
Bambergerstraße 2, Hoher Platz 6 & 14 & Minoritenplatz 1 / Johann-Offner-Straße

Villach: 15.2. – 29.2.2024
schau.Räume – Draupromenade 6 (ab der Dämmerung)
Carinthischer Sommer – Lederergasse 12
Stadtmuseum – Widmanngasse 38 (bis 07.04.2024)

Spittal an der Drau: voraussichtlich 3.3. – 17.3.2024
Hauptplatz 15
Neuer Platz 22

 

Gefördert von der Kärntner Kulturstiftung

Zur Übersicht
9944